Mittwoch, 11. Juli 2012

Ausgelesen - Kevin Brooks: Killing God (2009/2011)

Anfangs war ich mir selbst über dieses Buch nicht so ganz einig. Dawn, 13 Jahre alt und sauer auf Gott, will Gott umbringen, da er ihr den Vater (er ist abgehauen) genommen habe - oder so. Sie ist aber der Meinung, dass es nicht geht, weil es Gott gar nicht gibt. Aber das ist nur eins der behandelten Motive. Sie lebt mit ihrer Mutter allein, der Vater, notorischer Alkoholiker und nicht so richtig auf legalen Pfaden unterwegs, ist zwei Jahre zuvor von der Familie mit frommen Sprüchen auf den Lippen verschwunden. Die Mutter von Dawn gibt sich fast ganz dem Alkohol und dem Kiffen hin, vegetiert vor dem Fernseher, so dass es scheint, dass die Tochter sich eher um die Mutter als anders herum kümmert. Zur Familie gehören auch "Jesus" und "Mary", zwei Dackel.

Die beiden Alpha-Weibchen aus Dawns Schule, Mel und Taylor, interessieren sich plötzlich aus zunächst unerfindlichen Gründen für sie, laden sie zu einer Fete ein und kommen bei ihr vorbei, als sie nicht hin geht - alles scheint sehr befremdlich.

„Ich geh davon aus, es gibt keine Chance, dass wir beste Freundinnen werden, stimmt's? Auch wenn du mich ok findest."
Mel grinst: "Nein, keine Chance. Ich muss auf meinen Ruf achten" (215)
Der kurze Dialog zwischen Mel und Dawn ist das Fazit eines Besuchs, den Mel Dawn nach einem aufgedrängten Trinkgelage mit schlechtem Gewissen abstattet - trotz des Verständnisses zwischen den beiden, scheint keine weitere Freundschaft möglich. Diese Darstellung von Beziehungen, gezwungen nach dem Äußeren, der Stellung in der Gruppe, gegen das innere Empfinden der Figuren zueinander, scheint mir typisch für Kevin Brooks Romane, soweit ich sie bislang gelesen habe. Sie werden auch in deren Figuren deutlich. Die Gründe der beiden In-Girls, sich um das glücklich-einsame Mauerblümchen zu kümmern, sind auch rein äußerer Natur, löst sich aber gegen Ende auch logisch auf - übrigens ein sehr überraschendes Ende.

Insgesamt habe ich hier einen Jugendroman gelesen, der sehr vielfältige Themen eröffnet, mit vielen klugen Fragen umgeht, mir aber thematisch zu überfrachtet geschrieben ist - dadurch bleiben mir zu viele Fragen angerissen und die Menge der Themen sorgt in meinen Augen dafür, dass sie nicht auf einen zufriedenstellenden Punkt gebracht werden - allerdings ist der Schluss dann wieder versöhnlicher, wenn auch gar nicht schön, so dass das Lesen dieses Jugendromans doch keine verschwendete Zeit war - er lässt sich gut lesen, ein Muss ist er allerdings nicht. Und für den Unterricht kann ich ihn mir auch nicht richtig vorstellen.

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