Mittwoch, 8. August 2012

Ausgelesen - Joseph Roth: Hiob

Getrieben von dem Gedanken, was die Kulusbehörde zum Abitur vorschreibt, kann nicht so schlecht sein - und vom Schwärmen einer ehemaligen Abiturientin aus Baden-Württemberg, wo dieser Roman vor vielen Jahren auch bereits Pflichtlektüre im Zentralabitur war, habe ich mir den "Hiob" vorgenommen.
Kurz zum Inhalt: Der Jude Mendel Singer und seine Familie leben im zaristischen Russland zu Beginn des 20igsten Jahrhunderts. Der jüngste Sohn Menuchim kommt zwar krank zur Welt, doch sagt ein Rabbi Deborah, der Frau Mendels und Mutter Menuchims, voraus, dass er gesund werde, wenn sie ihn bei sich behalte. So wird es eine schwere Entscheidung, ohne Menuchim nach Amerika auszuwandern und einem der Söhne, der vor dem Militärdienst dorthin geflohen ist, zu folgen, nachdem der andere Sohn mit Freuden zum russischen Militär gegangen ist. Da jedoch Mirjam, die Tochter des Hauses, nicht ohne Männer, hier ohne Kosaken, kann, fällt der Entschluss, auch nach New York zu gehen und den kranken Sohn in gute Pflege zurückzulassen. In den USA scheint alles glücklich zu werden, bis Sam (eigentlich Schemarjah, der Sohn Mendels) für die USA in den Krieg zieht und dort fällt: Seine Mutter stirbt vor Kummer, Mirjam wird verrückt, Mendel hadert mit Gott (eine schöne, vielleicht fruchtbare Parallele zu "Schlafes Bruder"? Der allerdings später erschienen ist.), doch da taucht nicht nur neue Nachricht aus der alten Welt auf, nein, ein begnadeter Musiker ist mehr als nur das.

Anfangs fand ich den Roman etwas zäh, aber man liest sich ein und lässt sich in die kleine jüdische Welt erst Russlands dann des wachsenden New York aus Sicht des Mendel Singer entführen - sehr liebenswert und damit letztlich auch lesenswert geschrieben - und von einigem literarischen Gehalt. So wird mir schon nachvollziehbar, weshalb dieser Roman es jetzt zum wiederholten Male zur Pflichtlektüre für Deutschkurse schafft, aber mich lockt es nicht, in freiwillig mit den Schülern zu lesen - bislang jedenfalls nicht.